Carnosin –
Aus L.E. Magazin, Januar 2001
eine natürliche multipotente lebensverlängernde Substanz
Von Karin Granstrom Jordan, M.D.
Übersetzt aus dem Amerikanischen von Immo Jalass
Eine Substanz die unsere
funktionalen Lebensgrundlagen – Zellen, Proteine, DNA-Lipide – schützt und
nährt, kann guten Gewissens als ein Agens für Langlebigkeit bezeichnet werden.
Wenn diese Substanz sicher ist, von Natur aus in der Nahrung und im Körper
gegenwärtig und nachgewiesener Maßen die Lebensspanne bei Tieren und
menschlichen Zellkulturen verlängert, dann gehört sie in jedes Programm, das die
gesunde Verlängerung des Lebens im Auge hat. Berge von Untersuchungen zeigen,
dass dem Carnosin ein derartiges Antialterungs-Potential zuzuschreiben
ist.
Carnosin ist ein
multifunktionales Dipeptid und stellt eine Kombination der Aminosäuren
Beta-Alanin und L-Histidin dar. Langlebende Zellen wie Nervenzellen (Neuronen)
und Muskelzellen (Myocyten) zeigen hohe
Carnosinwerte. Das Carnosinniveau im Muskel von Tieren steht in Bezug zu ihrer
maximalen Lebensspanne (Hipkiss AR et al., 1995).
Laboruntersuchungen zur
Zellalterung (am Ende des Zyklus sich teilender Zellen) lassen vermuten, dass
zuvor genanntes Faktum kein Zufall ist. Carnosin besitzt die bemerkenswerte
Eigenschaft, Zellen in eben diesem Stadium zu verjüngen, ihr normale Aussehen
wiederherzustellen und die zelluläre Lebensspanne zu
erweitern.
Wie
kommt diese zellverjüngende Wirkung zustande? Wir wissen bis heute noch nicht
die ganze Antwort, aber seine Fähigkeiten könnten uns auf Schlüsselmechanismen
der Gewebe- und Zellalterung weisen als auch auf Maßnahmen diesen entgegenwirken
zu können.
Carnosin verkörpert das
biochemische Paradox des Lebens: Elemente die das Leben ausmachen und erhalten –
Oxygen, Glukose, Lipide, Protein, Spurenelemente – während es gleichzeitig durch
Hemmung Leben zerstören kann. Vor dieser destruktive Eigenschaft schützt es
jedoch durch seine potenten antioxidativen, antiglykolisierenden,
aldehydlöschenden und metallchelierenden Eigenschaften (Quinn PJ et al., 1999,
Hipkiss AR und Preston JE et al., 1998).
Größter Nutznießer sind die wichtigsten Bausteine des Körpers - die
Proteine.
Unser Körper besteht
weitestgehend aus Proteinen. Unglücklicherweise neigen Proteine während ihres
Alterungsprozessses durch Oxidation und Wechselwirkungen mit Zuckern oder
Aldehyden zu destruktiven Veränderungen. Diese Proteinmodifikationen werden
durch Oxidation, Carbonisierung, Überkreuzbindungen, Glykolisierung und dem
Endprodukt fortgeschrittener Glykolisierung (AGE) verursacht und kommen in all
den typischen Merkmalen des Alterungsprozesses wie Faltenbildung der Haut,
Katarakten und Neurodegeneration zum Ausdruck. Carnosin hat sich in
Untersuchungen gegen all diese Formen der Proteinmodifikation als wirksam
erwiesen.
Als
Antioxidanz neutralisiert Carnosin die schädlichsten Freien Radikale wie
Hydroxylradikale, Superoxydradikale, den Singulettsauerstoff und die
Peroxydradikale. Überraschenderweise zeigte sich Carnosin ebenfalls in der Lage,
auch die Chromosomen vor oxidativer Schädigung zu
schützen.
Die
Fähigkeit von Carnosin zur Bindegewebsverjüngung erklärt seine günstige Wirkung
bei der Wundheilung. Die Alterung der Haut ist an Proteinmodifikation gebunden.
Beschädigte Proteine kumulieren, bilden Überkreuzbindungen in der Haut, bilden
Falten und verursachen den Verlust an Elastizität. In der Linse des Auges sind
Proteinüberkreuzbindungen Teil der Kataraktbildung.
Carnosinaugentropfen können
eine Abnahme der Sehfähigkeit mit bis zu 100%tigem Erfolg bei primärem senilem
Katarakt und mit bis zu 80%tigem Erfolg in Fällen von massivem senilen Katarakt
verzögern (Wang AM et al., 2000).
Das
Carnosinniveau sinkt mit dem Alter. So verringern sich die Carnosinwerte im
Muskel zwischen dem 10ten und dem 70sten Lebensjahr um 63%, was der normalen
altersbezogenen Abnahme an Muskelmasse und –funktion entspricht (Stuerenberg HJ
et al.,). Da Carnosin die Wirkung eines pH-Puffers besitzt, kann es
Muskelzellmembranen unter sauren Bedingungen muskulärer Anspannung vor Oxidation
schützen. Carnosin ermöglicht dem Herzmuskel durch erhöhte Calciumreaktion in
den Herzmuskelzellen eine erhöhte Kontraktionseffizienz (Zaloga GP et al.,
1997).
Die
hohen Carnosinwerte im Gehirn dienen als natürlicher Schutz vor äußeren Giften,
vor Kupfer- und Zinkschädigung, Proteinüberkreuzbindungen und Glykolisierung,
speziell aber vor Oxidation der Zellmembranen. Tierstudien zeigen einen
weitgestreuten Schutz bei simulierten Schlaganfällen.
Neuere
Untersuchungsergebnisse zeigen, das Kupfer und Zink in starkem Maße an der
senilen Plaquebildung bei der Alzheimer Krankheit beteiligt sind. Chelatbildner
für diese Metalle können derartige Plaquebildungen auflösen. Carnosin kann
ebenfalls die Überkreuzbindung von Beta-amyloid, das zur Plaquebildung führt,
verhindern. Ein Merkmal der Alzheimerkrankheit ist Schwächung der sog.
Haargefäße im Hirn. In Laboruntersuchungen konnte festgestellt werden, dass
Carnosin die Haargefäße vor Schädigung durch Beta-amyloid (seniles
Plaquematerial) ebenso wie vor Produkten der Lipidoxidation und des
Alkoholstoffwechsels schützt.
Da
heute immer mehr Menschen vom Fleischverzehr Abstand nehmen – der Hauptlieferant
für Carnosin – wird eine zusätzliche Ergänzung immer wichtiger. Carnosine ist
völlig sicher und absolut ungiftig, selbst in Dosen von 500mg per Kilogramm
Körpergewicht in Tierstudien (Quinn PJ et al., 1992). Es ist besonders
vorteilhaft, dass Carnosin selbst in hohen Dosen sicher ist, da der Körper dann
geringere Mengen an Carnosin neutralisieren würde. Das Enzym Carnosinase (Quinn
PJ et al., 1992) muß mit einer größeren Mengen an Carnosin versorgt werden, als
es schließlich zu neutralisieren vermag, um für den übrigen Körper ausreichend
freies Carnosin verfügbar zu haben.
Für
das Altern werden eine ganze Reihe verschiedener Mechanismen angenommen.
Folglich muss ein Agenz entlang einer Vielzahl physiologischer Vorgänge geführt
werden, um diese schließlich kontrollieren zu können. Die Wissenschaftler
beschreiben Carnosin als „multipotent“ – das heisst aktiv auf verschiedensten
Wegen, in vielen Geweben und Organen (Hipkiss AR, Preston JE et al., 1998).
Dieses „multipotente“ lebensaktivierende Potential stellt Carnosin auf eine
Stufe wie CoQ10 als einen Eckpfeiler für lebensverlängernde
Nahrungsergänzung.
Biologische Verjüngung
Es
ist bekannt, dass unsere Zellen im Laufe des Lebens nur eine begrenzte Fähigkeit
zur Teilung besitzen. Menschliche fötale Fibroblasten (Vorstufen der Fibrozyten
(spindelförmige Zellen des Bindegewebes)) teilen sich nicht mehr als etwa 60 bis
80 mal in Laborkulturen. Bei jungen Erwachsenen haben die Fibroblasten noch 30
bis 40 Zellteilungen vor sich, während in höherem Alter nur noch 10 bis 20 übrig
bleiben.
Diese begrenzte Fähigkeit
der Zellen sich durch Teilung fortzusetzen wird als die sog. Hayflick-Grenze
bezeichnet, benannt nach dem Wissenschaftler, der diese Grenze vor einigen
Jahrzehnten entdeckte (Hayflick L et al., 1961; Hayflick L, 1965). Im
Zusammenspiel mit den Telomeren, die die Zellteilungen quasi zählen, bildet die
Hayflick-Grenze das Lebensende auf zellulärer Ebene. Mit jeder Zellteilung
verringert sich die Zahl der möglichen Teilungen, bis diese schließlich am Ende
angelangt ist und stirbt.
Wenn kultivierte Zellen die
Hayflick-Grenze erreichen, dann teilen sie sich weniger oft und nehmen
auffallende irreguläre Formen an. Sie ordnen sich nicht mehr in paralleler
Formation, nehmen eine granulare Form an und weichen von ihrer normalen Größe
und Form ab (McFarland GA et al., 1994). Diese gestörte Erscheinung wird als der
alternde Phenotyp bezeichnet. Sie kündigen sich im Zwischenstadium der
zellulären Alterung an, das noch bis vor kurzem als irreversibel galt. (siehe
dazu den Artikel „Carnosin und Zellalterung“ in dieser
Ausgabe).
In
einer bemerkenswerten Reihe von Experimenten haben Wissenschaftler an einem
Australischen Untersuchungsinstitut zeigen können, dass Carnosin die Zellen
verjüngt, wenn sie sich dem Alterungsstadium nähern (McFarland GA et al., 1999;
McFarland GA, 1994). Die Wissenschaftler kultivierten menschliche Fibroblasten
(Bindegewebezellen) aus der Lunge und der Haut. Fibroblasten die bereits eine
ganze Reihe von Teilungen durchlaufen hatten, bekannt als „Spätpassierer“,
zeigten sich unorganisiert und irregulär bevor sie sich teilten. Fibroblasten
mit Carnosin lebten länger und zeigten ein jugendliches Aussehen und
Wachstumsansatz.
Das
besondere an der Fähigkeit des Carnosin ist, das es die Anzeichen an der
Schwelle des Alterns umzukehren vermag. Wenn die Wissenschaftler
„Spätpassierer“-Fibroblasten in ein carnosinhaltiges Medium übertragen, dann
zeigen diese eine verjüngte Erscheinung und häufig eine erhöhte Fähigkeit zur
Teilung. Sie wuchsen wieder in ihren ursprünglichen Anordnungen junger
Fibroblasten und zeigten ein einheitliches Erscheinungsbild. Wurden die
Fibroblasten jedoch in das carnosinlose Medium zurückgesetzt, dann zeigten sich
alsbald wieder die Zeichen des Alterns.
Die
Wissenschaftler tauschten die „Spätpassierer“-Fibroblasten wiederholte Male
zwischen carnosinhaltigem und carnosinlosem Medium aus. Jedesmal beobachteten
sie, dass das carnosinhaltige Medium innerhalb von Tagen den jugendlichen
Phenotyp erstehen ließ, während das carnosinlose Medium den alternden Phenotyp
hervorbrachte.
Das
carnosinhaltige Medium verlängerte zudem das Lebensalter, selbst bei alten
Zellen. Die Zahl der PD’s, der Popupaltionsverdoppelungen liefert ein
ausgezeichnetes Maß zur Messung der Zellteilungen. Wenn
„Spätpassierer“-Fibroblasten der Lunge nach 55 PD’s (Populationsverdoppelungen)
in das carnosinhaltige Medium gebracht wurden, dann lebten sie von 69 bis 70
PD’s, verglichen mit 57 bis 61 PD’s der Fibroblasten ohne Carnosin-Zugabe.
Hinzukommt, dass die ins carnosinhaltige Medium verbrachten Fibroblasten eine
Gesamtlebensspanne von 413 Tagen erreichten, verglichen mit 126 bis 139 Tagen
der Kontroll-Fibroblastenen. Carnosin vergrößerte die chronologische
Lebensspanne weitaus stärker als die PD’s
in den australischen Experimenten.
Wenn Zellen aus dem
carnosinhaltigen Medium schließlich das Stadium der Zellalterung erreichen, dann
bewahren sie dennoch ein normales oder wenigstens geringeres Alterungsstadium.
Die Fähigkeit von Carnosin den jugendlichen Phenotyp bewahren oder
wiederherstellen zu können läßt vermuten, das es helfen könnte, die zelluläre
Homöostasis (Aufrechterhaltung des sog. Inneren Milieus des Körpers) zu
erhalten.
Zwei japanische Studien
demonstrieren die Fähigkeit von Carnosin, kultivierte Fibroblasten stabilisieren
und schützen zu können. Die erste Studie zeigt, dass Carnosin einen Faktor
namens Vimentin zu stimulieren vermag, der wiederum die Robustheit der
Fibroblasten fördert. (Ikeda D et al., 1999).
Vimentin ist ein strukturiertes Protein das den Fibroblasten und endothelialen Zellen
Kraft und Stabilität verleiht.
Die
zweite japanische Studie zeigt, dass Carnosin die Integrität von
Rattenfibroblasten in einem mangelhaften Medium zu bewahren vermag (Kantha SS et
al., 1996). Die Fibroblasten im mangelhaften Medium verloren bereits nach einer
Woche ihre karakteristische Form, während die Fiboblasten im carnosinhaltigen
Milieu ihre gesunde Erscheinungsform bewahrten. Nach vier Wochen zeigten die
Fibroblasten aus dem carnosinhaltigen Milieu nach wie vor ihre zelluläre
Integrität, während die anderen nicht länger lebensfähig
waren.
Diese Studie untersuchte
weiter das 8-hydroxydeoxyguanosin (8-OH dG) Niveau, ein Marker für oxidative
Schädigungen an DNA an Fibroblastenkulturen mit und ohne Carnosin. Dabei
fanden sie heraus, dass Carnosin das
8-hydroxydeoxyguanosin Niveau in den Fibroblasten nach vier Wochen auf
signifikante Weise zu reduzieren vermochte. Der Oxidation von DNA wird ein
wesentlicher Anteil nicht nur an der zelluläreren Alterung, sondern auch an der
Krebsentstehung zugeschrieben und es scheint, als müßte 8-hydroxydeoxyguanosin
tatsächlich als Marker für Krebsrisiko gesehen werden (Kasai H,
1997).
Der
revitalisierende Effekt von Carnosin auf kultivierte Fibroblasten könnte eine
Erklärung für die verbesserte post-chirurgische Wundheilung bei entsprechendem
Carnosinniveau geben. Eine andere japanische Studie zeigt, dass Carnosin die
Granulation unterstützt, ein Heilungsprozess, bei dem proliferalisierte
Fibroblasten und Blutgefäße temporär einen Gewebedefekt ausfüllen (Nagai K et
al., 1986). Eine brasilianische Studie zeigte, das sich das Granulationsgewebe
bei Ratten unter extra Carnosingaben auf einem höheren Niveau der
Kollagensynthese schneller entwickelte und festigte (Vizoli MR et al., 1983).
Die japanische Studie lieferte auch den Beweis dafür, dass Carnosin das
regenerative Potential des Körpers wiederherzustellen vermag, wenn dieses durch
herkömmliche Medikamente unterdrückt worden war.
Kann der verjüngende Effekt
von Carnosin auf Zellen und Zellkulturen auf den gesamten Organismus übertragen
werden? Vergleichbare Antialterungseffekte wurden jetzt bei Mäusen festgestellt.
Eine rezente russische Studie untersuchte die Wirkung von Carnosin auf die
Lebensspanne und Alterungsindikatoren bei Mäusen in fortgeschrittenem
Alterungsstadium (Yuneva MO et al., 1999; Boldyrev AA et al., 1999). Eine Hälfte
der Mäuse erhielt beginnend im Alter von 10 Monaten zusätzliche Gaben von
Carnosin im Trinkwasser. Dabei erweiterte sich die Lebensspanne im Durchschnitt
um 20%, verglichen mit den Mäusen ohne Carnosinzugaben.
Carnosin konnte zwar nicht
das 15 monatige maximale Lebensalter der alterungsbeschleunigten Mausgruppe
übertreffen, aber es erhöhte deutlich die Zahl der Mäuse, die bis ins hohe Alter
überlebten. Von den Mäusen, die die zusätzlichen Carnosingaben erhalten hatten,
erreichten etwa doppelt so viele das reife Alter von 12 Monaten gegenüber den
Mäusen, die keine zusätzlichen Carnosingaben erhalten hatten. Gleichzeitig
zeigten die gemessenen Alterungsindikatoren in diesem hohen Alter von 10 Monaten
ein wesentlich günstigeres Ergebnis.
Carnosin verbesserte
deutlich das gesamte Erscheinungsbild der alten Mäuse, deren Fell und Farbe
wesentlich stärker an das der jungen Mäuse erinnerte. Mäuse, die mit weiter
erhöhten Carnosingaben behandelt wurden, hatten ein glänzendes Fell (44%
gegenüber 5%), während gleichzeitig deutlich weniger Hautgeschwüre zu
verzeichnen waren (14% gegenüber 36%). Auf Haarverlust und Haarstruktur jedoch
schien Carnosin keine Auswirkung zu haben. Dagegen konnte Carnosin eine
deutliche Reduzierung spinaler lordokyphosis (Krümmung der Wirbelsäule) und
periophtalmischer Schädigung (Schädigungen im Augenbereich) bewirken, eine
beeinträchtigte corneare Opazität (Durchlaßgrad einer einfallenden
Lichtintensität der Hornhaut des Auges) jedoch nicht
beeinflussen.
Der
größte Kontrast zwischen behandelten und unbehandelten Mäusen war jedoch in
ihrem Verhalten zu beobachten. Nur 9% der unbehandelten Mäuse zeigten das normale Reaktionsverhalten,
verglichen mit 58% der mit Carnosin versorgten Mäuse.
Die
Untersucher maßen des weiteren biochemische Indikatoren im Zusammnehang mit der
Hirnalterung. Die Hirnmembranen der mit Carnosin versorgten Mäuse zeigten ein
deutlich niedrigeres Niveau von MDA (Malondialdehyd), ein hochgiftiges Produkt
des Lipidstoffwechsels der Membranen. Die MAO-B (monoamino-oxidase B) Aktivität
war bei den mit carnosin behandelten Mäusen um 44% niedriger, was die
Aufrechterhaltung eines Dopaminstoffwechsels anzeigt. Die Glutamatbindungen an
den zellulären Rezeptoren verdoppelten sich nahezu in der mit Carnosin
versorgten Gruppe. Da Glutamat (u.a. Ausgangsstoff für Glutamin) einer der
wichtigsten aktivierenden Neurotransmitter ist, könnte dies das wesentlich
natürlichere Reaktionsverhalten der mit Carnosin gefütterten Mäuse
erklären.
Diese Studie zeigt, dass
Carnosin die meisten der messbaren Größen für das gesamte Erscheinungs- und
Verhaltensbild, physiologische Gesundheit, Verhalten, Biochemie des Hirns als
auch die erweiterte Lebensspanne bei alternden Mäusen verbessert. Die
Untersucher kommen damit zu dem Schluß, dass mit Carnosin versorgte Mäuse den
physiologischen Vorgängen des Alterns gegenüber als resistenter bezeichnet
werden können (Boldyrev AA et al., 1999).
Protein Carboxilierung
(Katalysation von Eiweißmolekülen durch Einführung von CO2)
Der
Grund dafür, dass ältere Menschen – und Tiere – anders aussehen als die Jungen,
hat mit Veränderungen in den Proteinen des Körpers zu tun. Die Proteine sind
wohl die verantwortlichsten und wichtigsten sog. Bausteine des lebenden und
funktionierenden Körpers, so dass deren Schädigungen derartig dramatische
Auswirkungen auf Funktion und Aussehen hervorzurufen vermögen. Viele
Untersuchungen des letzten Jahrzehnts konzentrieren sich auf Proteinmodifikation
als einer der Hauptursachen für das Altern und die damit oft verbundenen
degenerativen Erkrankungen. Die Modifikationen resultieren aus Oxidation (und
durch Freie Radikale) und Prozessen wie der Glykolisierung (Protein-Zucker
Reaktionen).
Modifierte Proteine
kumulieren wenn wir altern, während das Carnosinniveau gleichzeitig verringert.
Hat ein Protein erst einmal modifiziert, dann hat es seine Fähigkeit zu normaler
Funktion verloren. Je mehr Proteine dieses Stadium erreicht haben, um so größer
wird die Gefahr altersbedingter Erkrankungen.
Der
für eine destruktive Proteinmodifikation anfällige Teil ist die Carbonylgruppe
des Proteins. Die Akkumulation von Proteinen mit Carbonylgruppen ist ein
molekularer Indikator für die Zellalterung. Besonders im letzten Drittel des
Lebens nimmt das Carbonylniveau der Proteine stark zu, ja potenziert sich in
vielen Spezies und Geweben. Beim Menschen tritt die Carbonisierung erst im
späteren Leben ein. Zu diesem Zeitpunkt haben die abweichenden Proteine auf fast
alle Aspekte zellulärer Funktion ihre schädigende Auswirkung. (Stadtmann ER et
al., 2000).
Viele Stoffwechselwege der
Proteinmodifikation produzieren Carbonylgruppen, einschließlich der Oxidation
von Aminosäureseitenketten, der Glykolisierung, der Reaktionen mit Aldehyden und
lipiden Peroxidationsprodukten (Berlett BS et al., 1997); Stadtmann ER et al.,
2000, 1992). Die der Proteinmodifikation zugrunde liegende Komplexität von
Mechanismen erhebt dieses Problem über eine einfache Behandlungslösung mit
Antioxidanzien. Hier ist ein multipotentes Agens nötig, dessen biochemisches
Profil dieser Matrix von Mechanismen entspricht. Hier scheint Carnosin wahrlich
das vielversprechendste Spektrum an Wirkungsmechanismen gegen die
Proteinmodifikation zu bieten.
Carnosin richtet sich durch
seine antioxidativen und antiglykolisierenden Wirkungen, seine Fähigkeit zur
Neutralisierung von reaktiven Aldehyden und der Chelatisierung von Metallen
sowie der Lipidperoxidation gegen die Hauptauslöser einer Proteincarbolisierung.
Carnosin entspricht den Eigenschaften der Proteincabolisierung in einem Maße,
dass man sich zu der spekulativen Feststellung hingerissen fühlt, die Evolution
selbst hätte das Carnosin speziell für diese Aufgabe geschaffen, um unsere
Proteine vor Carbolisierung und anderen schädlichen Modifikationen zu
bewahren.
Ein
ausgezeichnetes Beispiel für das breitgefächerte Spektrum von Carnosin zum
Schutz vor Proteinmodifikation wird uns durch MDA (Malondialdehyd) geliefert.
Dieses giftige Produkt der Lipidperoxidation verursacht Proteinmodifikation,
Überkreuzbindungen, Glykolisierung und AGE-Bildung (Burcham PC et al.,
1997).
Carnosin hindert MDA an der
Carbolisierung von Albumin (Hauptprotein des Serums) und Kristallin (aus vier
Fraktionen bestehendes Eiweiß der Augenlinse, das ein unlösliches Albuminoid
enthält) und zwar in konzentrationsabhängiger Weise. MDA glykolisiert Albumin
was zu Überkreuzbindungen und Endprodukten der Glykolisierung (AGE) führt, aber
durch Carnosin verhindert werden kann.
Schutzeffekt von Carnosin vor Proteinkarbolisierung, Überkreuzbindungen und
AGE-Bildung. NA = Nicht anwendbar (in der Studie nicht gemessen)
Glykolisierung und AGE-Bildung
Einer der Prozesse der die Carboxilierung der Proteine
verursacht, die Glykolisierung, wird selbst als die Hauptursache für das Altern
und degenerative Erkrankungen angesehen.
Glykolisierung tritt auf
wenn Proteine mit Zuckern reagieren. Es wird dann durch eine Reihe von
Reaktionen einschließlich Oxidation, fortgeschrittene Glykolisierung (AGE)
gebildet.
AGE
fördert den Alterungsprozess und ist die Ursache für degenerative Erkrankungen.
Dies verwundert nicht, wenn wir uns vor Augen halten, das die AGE-Bildung
vergleichbar ist mit der Braunfärbung von Nahrungsmitteln – ein unumkehrbarer
Prozess. Wenn Proteine zu AGE kumulieren, dann färben sie sich braun. Die
AGE-Bildung läßt die Proteine fluoreszieren und führt die Überkreuzbindung bis
zu dem Punkt, da der Körper sie nicht mehr abzubauen vermag. Wenn sich AGE
bildet, dann verliert das Gewebe seine Farbe und Elastizität und das Organsystem
beginnt zu degenerieren. Zum Beispiel wird AGE heute als ein wesentlicher Faktor
im Zusammenhang mit Artheriosclerose (Bierhaus A et al., 1998), Katarakten, der
Alzheimer Krankheit (munch G et al., 1998) und dem Elastitzitätsverlust der Haut
(siehe „Haut und Altern“ in dem Artikel „Carnosin und zelluläre Alterung“ in
dieser Ausgabe) gesehen.
AGE and RAGE
Die Hauptbindungsstelle für AGE wird oft mit RAGE (Rezeptor für AGE) bezeichnet. Die
Bindung von AGE an RAGEs führt zu zellulärer Aktivierung und intrazellulärer
oxidativer Belastung, was zur Produktion von Zytokinen (von einer Vielzahl von
Zellen gebildete und sezernierte Substanzen, die als interzelluläre Mediatoren
zur Aktivierung von Zellen beitragen), sowie zu Wachtums- und
Übertragungsfaktoren wie dem atomaren Faktor kappa beta führt (Schmidt AM et
al., 1999).
AGE-Bindung an RAGE führt zu
Selbstvergrößerung. Je mehr AGE sich an RAGE bindet, desto mehr RAGE-Rezeptoren
entstehen. Dies verursacht eine „positive Feedbackschleife“ und führt zu sich
ausbreitenden Wellen zellulärer Aktivität und Gewebeschädigungen (Schmidt AM et
al., 1999).
Die
Folgen der Entdeckung von RAGE nimmt revolutionäre Züge an, wenn man sich vor
Augen hält, dass Beta-amyloid, das senile Plaquematerial der Alzheimer
Krankheit, ebenfalls mit den gleichen Effenkten an RAGE bindet (Yan SD et al.,
1996). Wissenschaftler wissen bis heute nicht, wie auf welche Weise AGE und
Beta-amyloid im Hinblick auf die RAGE-Stimulierung bei der Alzheimer Krankheit
zusammenarbeiten.
AGE
zeigt seine schädigende Wirkung auf zwei Ebenen. Am deutlichsten ist die
physische Beeinträchtigung der Proteine, der DNA und der Lipide durch
Veränderung ihrer chemischen Eigenschaften. Sie fungieren als zelluläre Signale,
indem sie, wenn sie ihre zelluläre Bindung eingehen, eine Kaskade destruktiver
Vorgänge auslösen (siehe den Zwischentext mit dem Titel „AGE und RAGE“). Die
Folge ist eine bis zu 50-fache Zunahme an Freien Radikalen. Oxidative Belastung
wird oft als fixierte AGE-Bildung bezeichnet, ein gefährlicher Kreislauf von
oxidativer Belastung und AGE-Kumulation.
Carnosin ist bei weitem das
sicherste und wirksamste natürliche Antiglykolisierungsagens.Eine Vielzahl von
Untersuchungen mit breitgefächerten experimentellen Modellen demonstrieren, dass
Carnosin die Proteinglykolisierung und die AGE-Bildung verhindert (siehe
Tabelle).
Durch die strukturelle
Ähnlichkeit mit den Glykolisierungagentien die die Proteine angreifen, wird
Carnosin gern als „ausgewählter Erlöser“ gesehen. Wenn Carnosin glykolisiert
wird, dann bewahrt es die Proteine vor dem gleichen Schicksal. Glykolisiertes
Carnosin ist nicht mutagen im Gegensatz zu Aminosäuren wie Lysin, die durch
Glykolisierung mutagen entsprechend des bekannten Ames-Test wird (Hipkiss AR,
Michaelis J, Syrris P, et al., 1995).
Carnosin unterbindet nicht
nur die Bildung von AGE, es kann auch die normalen Proteine vor der giftigen
Wirkung des sich bereits gebildeten AGE. Belegt wurde diese Erkenntnis durch ein
elegantes Experiment am King’s College der Universität von London (Brownson C et
al., 2000; Hipkiss AR et al., 2000). Die Wissenschaftler setzten ein
Glykolierungsagens mit dem Namen Methylglyoxal (MG) ein, das mit dem in
Körperproteinen vorkommenden Lysin und Arginin reagiert.
Die
Wissenschaftler verwendeten MG um Ovalbumin (ein Protein aus dem Eiweiß des
Hühnereies). Dieses produzierte eine braun gefärbte Lösung vergleichbar dem
Effekt der Glykolisierung. Sie brachten das glykolsierte Albumin mit einem
normalen Protein, dem A-Kristallin aus der Linse des Auges, zusammen. Das
glykolisierte Albumin bildete Überkreuzbindungen mit dem Kristallin. Mit Zugabe
von Carnosin konnte diese Überkreuzbindung jedoch verhindert
werden.
Die
Studie zeigt, dass Carnosin die Übertragung auf gesunde Proteine verhindern
kann. Weiterhin wurden Beweise dafür gefunden, dass Carnosin mit ihnen reagiert
und sogar in der Lage ist, Carbonylgruppen aus glykolisierten Proteinen zu
entfernen. Diese Studie demonstriert den einmaligen Drei-Stufenschutz von
Carnosin gegen eine Anhäufung von zu Schaden gekommenen Proteinen: Carnosin
schützt vor Proteincarboxilierung, hindert beschädigte Proteine daran, gesunde
Proteine zu infizieren und unterstützt das proteolytische System (Abbau von
Proteinen und Peptiden durch hydrolytische Spaltung der Peptidbindung mit
Freisetzung der Aminosäuren), bei der Beseitigung von schadhaften und
unbrauchbaren Proteinen.
Genomschutz
Die
DNA (Desoxyribonukleinsäure – DNS) ist in den Chromosomen organisiert, wobei
jedes von ihnen eine entsprechend strukturierte Doppelhelix bildet, die die Gene
enthalten. Oxidative Belastungen verursachen in den Chromosomen Brüche und
andere Abweichungen und führen mit zunehmendem Alter zu Verklumpungen. Ein
faszinierendes Experiment zeigt die paradoxen Wirkungen von Antioxidanzien auf
oxidativ geschädigte Chromosomen (Gille JJ et al., 1991). Diese Studie setzt
eine Hyperoxie (Erhöhung des Sauerstoffpartialdruckes in Blut und Körpergeweben)
ein, ein Ausgetztsein an nahezu reinen Sauerstoff (90%) als einen physiologisch
natürlichen oxidativen Faktor. Hyperoxie generiert an genau den Stellen freie
Radikale, wo sich diese im Laufe des Lebens normalerweise
bilden.
Die
Wissenschaftler untersuchten die Fähigkeiten verschiedener Antioxidanzien –
einschließlich Vitamin C, N-Acetylcystein (NAC), Vitamin E, Carnosin und eine
Form von Glatathion – um auf diese Weise die Chromosomen in den Ovarien
chinesischer Hamster vor oxidativer Schädigung zu schützen. Einige der
getesteten Antioxidanzien agierten jedoch pro-oxidativ: Sie erhöhten die
oxidative Schädigung und verschlimmerten die Auswirkungen der Hyperoxie. Es ist
dies ein wohlbekanntes Phänomen, dass sich einzelne Antioxidanzien manchmal im
Körper zu Pro-oxidanzien wandeln. Dies ist u. a. für Eingeweihte mit ein Grund,
nicht nur ein Antioxidanz, sondern gleich eine ganze Palette davon zuzuführen.
In dieser Studie konnte nur für ein Antioxidanz eine signifikante Verringerung
der Schädigung der Chromosomen beobachtet werden und das war Carnosin.
Zellkulturen ohne irgendeinen Zusatz von Antioxidanzien zeigten 133 chromosomale
Abweichungen bei 100 Zellen. Carnosin verringerte dieses Schädigungsniveau um 2
Drittel auf nur 44 chromosomale Abweichungen bei 100 Zellen. Carnosin konnte 68%
aller Zellen voll in Takt halten, verglichen mit nur 46% bei den
Kontrollzellen.
Neurodegeneration
Die
reiche Zufuhr an Oxygenium, Glukose, Membranlipiden und Metallen zum Gehirn
könnte eine Erklärung dafür liefern, warum es normalerweise ebenfalls reichlich
mit Carnosin versorgt wird. Carnosin sorgt für eine Herabsetzung von: oxidativen
Belastungen, zu AGE führenden Protein-Zucker Interaktionen (siehe oben),
Lipidperoxidationen sowie giftigen Kupfer- und Zinkbelastungen. Des weiteren
wird die Fähigkeit des Carnosin zur Verjüngung alternder Zellen für die
Langlebigkeit der Neuronen verantwortlich gemacht, da diese sich nicht zur
Bildung neuer Zellen teilen. Wir wollen im Folgenden eine Übersicht über die die
Neuronen schützenden Eigenschaften von Carnosin und zwar unter besonderer
Berücksichtigung der Alzheimer Kranheit.
Hirnalterung und
–degeneration sind markiert durch Proteincarboxilierung. Deshalb wurde kürzlich
eine spezielle, höchst sensitive Untersuchung für Carbonylproteine entwickelt.
Angewandt auf menschliches Hirngewebe, geht diese Untersuchung davon aus, das
der Carbonylgehalt der Neuronen um ein mehrfaches höher ist, als bei Patienten
der Alzheimer Krankheit sowie in Kontrollpersonen gleichen Alters (Smith MA et
al., 1998).
Fortschritte in der
Zellkulturtechnik erlauben es den Wissenschaftlern ertsmalig Neuronen über
längere Zeiträume hinweg in Kulturen beobachten zu können. So haben
Wissenschaftler der Universität von Kentucky ertmals diese Technik angewandt, um
„das Altern im Experiment“ zu untersuchen (Aksenova MV et al., 1999). Sie fanden
dabei heraus, dass der Proteincarbonylgehalt bereits eine Woche bevor sichtbare
Veränderungen im Hinblick auf die Lebensfähigkeit von kultivierten Neuronen aus
dem Hippocampus des Rattenfötus zu erkennen waren, zu steigen begann. An einem
Punkt, an dem nur 10 bis 20% der Neuronen nicht mehr lebensfähig waren, hatte
sich das Proteincarbonylniveau bereits verdoppelt und es zeigten sich in vielen
Zellen mit hohem Carbonylniveau geschwollene, ungesunde
Zellkörper.
Lipidperoxidation der Membran
Eine Hauptursache für
oxidative Schädigungen und zelluläre Unterfunktion im Gehirn ist die Oxidation
von mehrfach ungesättigten Lipiden in den Zellmembranen und ihren Ausläufern
(Axonen). Diese Kettenreaktion verbreitet oxidative Schädigung und produziert
höchst giftige Nebenprodukte wie HNE und andere Aldehyde die durch Carnosin
vernichtet werden.
Es
wird vermutet, dass die Produkte der Lipidperoxidation bei der Alzheimer
Krankheit wichtigen Membranproteinen mit Signalfunktion sowie mit dem Transport
von Ionen, Glukose und Glutamat ins Gehege kommen. Ihre Schwächung führt zu
einer Depolarisation, zu Stoffwechseldefiziten, zu Vergiftungserscheinungen
sowie erhöhter Verwundbarkeit gegenüber oxidativen Angriffen (Mark RJ et al.,
1997; Butterfield DA, 1999).
Wie
wir bereits gesehen haben, verhindert eine Carnosinzugabe die Lipidperoxidation
bei Mäusen im fortgeschrittenen Alter. Eine andere Mausstudie testete die
Wirkung von Carnosin bei Mäusen, die unter einem zweistündigen Elektroschock
gehalten worden waren (Gulyaeva NV et al., 1989). Carnosin schützte die
Gehirnzellen vor Schädigung durch die Produkte der Lipidperoxidation und erhöhte
gleichzeitig die Durchlässigkeit der Zellmembranen.
Es konnte des weiteren festgestellt werden, dass mit
Carnosin vorbehandelte Mäuse eine um bis zu 85% geringere Konzentration von
Produkten der Lipidperoxidation zeigten als die unbehandelten Mäuse und um 70%
niedrigere Konzentration gegenüber den Mäusen, die keinen Elektroschock erhalten
hatten. Die antioxidative Aktivität der Superoxiddismutase (SOD) lag bei den mit
Carnosin versorgten Mäusen um das sechsfache höher. Das essentielle
Phospholipidniveau der Membranen sank um 9% bei den unbehandelten Mäusen,
während die Carnosinzugaben ihr Niveau um 26% erhöhen
konnte.
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Die Kentucky-Studie konnte ebenfalls die Erkenntnisse früherer
Studien in Bezug auf Zusammenhänge zwischen Proteinoxidation und verminderter
Aktivität des Energieübertragungsenzyms Kreatinkinase, das gegenüber der
Oxidation sehr empfindlich ist, stützen. Dies führt zu verringertem Energiemetabolismus im
Gehirn – ein wesentliches Merkmal der Alzheimer Krankheit.
Tierversuche zeigen, das die Carboxilierung von
Gehirnproteinen mit Störungen der Wahrnehmung und des Verhaltens im Zusammenhang
stehen. Eine Untersuchung mit Mäusen im fortgeschrittenen Alter zeigte, dass das
Proteincarbonylniveau im Cortex im Zusammenhang mit dem Schädigungsgrad der
Wahrnehmungsfähigkeit steht, während das Niveau im Cerebellum mit
Beeinträchtigung motorischer Funktionen im Zusammemhang steht (Forster MJ et
al., 1996). Eine frühere Studie mit alternden Gerbils(?) zeigte erhöhtes
Proteincarbonylniveau im Zusammenhang mit ausgedehntem Gedächtnisverlust (Carney
JM et al., 1991, 1994).
Erregungsvergiftung und Schlaganfall
Eine vielen neurologischen Störungen zugrunde liegende
Pathologie ist die Erregungsvergiftung. Sie wird verursacht durch exzessive
Freisetzung durch oder einer exzessiven Sensibilität gegenüber Glutamat, einem
wichtigen neuronalen Erregungsüberträger.
Erregungsvergiftung führt zu einer Kaskade von Vorgängen
einschließlich zu Zelltod führender Membranpolarisierung. Oxidative Belastungen
und Erregungsvergiftungen können sich wie in einem viziösen Zirkel sogar noch
gegenseitig verstärken.
Es ist möglich, dass eine Erregungsvergiftung mit
Komplikationen die Auswirkungen eines Schlaganfalles bestimmen. Im Hinblick auf
die Alzheimer Krankheit haben Laborexperimente gezeigt, dass Beta-amyloid
kultivierte Neuronen in den erregungsvergifteten Tod führen kann (Doble A,
1999).
Carnosin und Glutamat werden zusammen in presynaptischen Endungen im Gehirn gefunden.
Experimentelle Ergebnisse zeigen, dass Carnosin die Zellen vor
dem erregungsvergiftenden Tod zu schützen vermag, was die Annahme stützt, dass
Carnosin dem gleichen Zweck in unserem Gehirn dient. Eine interessante russische
Studie zeigt, dass Carnosin ausgesetzte Gehirnzellen von Ratten gegenüber dem
erregungsvergiftenden Tod durch das Glutamatanalogon NMDA resistent sind
(Boldyrev A et al., 1999).
Kupfer und Zink
Kupfer und Zink sind ein neurologisch zweischneidiges Schwert.
Beide können nicht ohne einander auskommen und jetzt belegen neuere
Untersuchungen an der Florida State Universität, das sie außerdem giftig sein
können (Hornig MS et al., 2000). Ein abnormaler Kupfer-Zink-Stoffwechsel ist bei
der Alzheimer Krankheit, beim Schlaganfall und vielen anderen Krankheiten mit
neurologischen Komponenten beobachtet worden.
Kupfer und Zink sollen einen modulierenden Einfluß auf
synaptische Transmissionen haben, werden jedoch mit den erreichten
Konzentrationen bei ihrer Freisetzung an den Synapsen schnell zu Neurogiften.
Das Gehirn muss diese metallischen Substanzen puffern, damit sie ihre Funktion
ohne schädliche Nebenwirkungen vollziehen können. Neueste Untersuchungen mit
Kupfer und Zink zeigen, dass Carnosin diese Pufferfunktion ausübt.
Kupfer, Zink und Alzheimer
Kupfer und Zink sind beide an der Beta-amyloid-Bildung und
einer Reihe wichtiger Mechanismen beteiligt, die leicht giftige Auswirkungen
haben können. Wenn Beta-amyloid kumuliert, wie es in Plaque-Ablagerungen zu
beobachten ist, dann steigt die Giftigkeit gegenüber den Neuronen.
Laborexperimente haben zeigen können, dass bereits geringste Mengen von Zink und
speziell Kupfer zur Aggregation von Beta-amyloid führen.
Das für Alzheimer Patienten charakteristische leicht saure
Milieu kann durch Kupferionen eine dramatische Steigerung der Aggregation von
Beta-amyloid erfahren (Atwood CS et al., 1998). Entzündungen als Auslöser und
Verstärker der Alzheimer Krankheit fördern gleichermaßen ein saures Milieu.
Schlimmer noch: Säuregehalt, Entzündung und gestörter Energiemetabolismus
Zusammen mit der Krankheit können schnell zu einem erhöhten
Kupfer und Zinkniveau und damit zu beschleunigter Plaque-Bildung von
Beta-amyloid führen (Atwood CS et al., 1998).
In Anwesenheit von Kupferionen kann Beta-amyloid zur
Entstehung von Hydrogenperoxyd führen und anschließend wieder mit Eisen- oder
Kupferionen die Bildung von höchst giftigen Hydroxylradikalen auslösen.
Zusätzlich bildet das Kupfer weitere Komplexe mit dem Beta-amyloid, was geradezu
eine Potenzierung der Vergiftung bedeutet (Huang X et al., 1999).
Das Gehirn muss Kupfer und Zink puffern, um seine Funktionen
ohne Vergiftung ausführen zu können. Neueste Untersuchungen zeigen, dass Kupfer-
und Zinkvergiftungen durch Carnosin gepuffert werden können (Horning MS et al.,
2000).
Wissenschaftler setzten Rattenneuronen physiologischen Kupfer-
und Zinkkonzentrationen aus und die Neuronen starben, wohingegen bereits
moderate Gaben von Carnosin die Neuronen vor den giftigen Auswirkungen dieser
Metalle zu schützen vermochte (Horning MS et al., 2000).
Eine wahre Flut neuester Untersuchungspapiere zeigen die
zentrale Rolle von Kupfer und Zink im Zusammenhang mit der Entstehung der
Alzheimer Krankheit. Das Niveau dieser Substanzen ist Gehirn der Alzheimer
Patienten erhöht, besonders aber in der Beta-amyloid-Plaque („senile Plaque“),
welches die zentralen Verursacher dieser Krankheit sind (siehe auch den
Zwischentext „Kupfer, Zink und Alzheimer“)
Ein Durchbruch zu neuen Erkenntnissen gelang einer
Untersuchung, die zu der Entdeckung führte, dass Chelatbildner für Kupfer und
Zink in der Lage sind Beta-amyoid-Ablagerungen in post-mortalen menschlichen
Gewebemustern aus dem Gehirn von Alzheimer Patienten aufzulösen Cherry RA et
al., 1999). Die Wissenschaftler schlossen daraus, dass „Agenzien, die speziell
mit Kupfer- und Zinkionen Chelate bilden, jedoch Mg(II) und Ca(II) erhalten, von
großem therapeutischem Nutzen zur Behandlung der Alzheimer Krankheit sein
könnten“.
Carnosin entspricht diesen Anforderungen und besitzt daneben
die Fähigkeit der pH-Pufferung und zur Neutralisation von Hydroxylradikalen.
Nicht nur vermag Carnosin mit Kupfer und Zink Chelate zu bilden, sondern die
Gegenwart von Kupfer- und Zinkionen vermag das Potential von Carnosin zur
Neutralisierung der Superoxydradikale noch zu erhöhen (Gulyaeva NV, 1987).
Dies ist besonderns bedeutsam, da Beta-amyloid Endothelzellen
(in den Wänden der Blutgefäße) im Gehirn besonders schnell zu schädigen vermag
und bereits in niedrigen Konzentrationen oxidative Belastungen verursacht,
speziell in der Form von Superoxydradikalen (Thomas T er al., 1996).
Mikrovaskulare Schädigungen sind die Vorläufer für die Alzheimer Krankheit, die
allen anderen pathologischen Erscheinungen vorangeht.
Eine Theorie zur Entwicklung der Alzheimer Krankheit
behauptet, dass die beobachteten mikrovaskulären Schädigungen die eigentliche
Ursache der Krankheit sind, da sie die Nahrungszufuhr für die Gehirnzellen
beeinträchtigen (de la Torre JC, 1997). Ein Experiment mit Endothelzellen aus
dem Gehirn der Ratte zeigt, dass Carnosin in der Lage ist, vor derartigen
Schädigungen einen ausreichenden Schutz zu bieten. Wurde das Endothelium
Beta-amyloid und einer physiologischen Carnosinlösung ausgesetzt, dann zeigten
sich die Schädigungen an den endothelialen Zellen in deutlich verringertem Maße
oder waren gänzlich verschwunden (Preston JE et al-. 1998).
Ein anderes Experiment das vom gleichen britischen Team
durchgeführt worden war, konnte den Nachweis erbringen, das Carnosin in der Lage
ist, endotheliale Gehirnzellen vor Schädigungen durch MDA (Malondialdehyd),
einem giftigen Produkt der Lipidperoxidation, zu schützen. Carnosin verhinderte
die Proteincarboxilierung und die Überkreuzbindung, während gleichzeitig
zelluläre und mitochondriale Funktionen geschützt wurden (Hipkiss AR et al.,
1997). Ein drittes Experiment zeigte, dass Carnosin diese Zellen ebenfalls vor
Schädigungen durch Acetaldehyde als Alkoholabbauprodukte zu schützen vermag
HipKiss AR et al., 1998).
AGE und Amyloidablagerungen (Plaque)
Carnosin arbeitet entlang einer Vielzahl von Stoffwechselwegen
und schützt in Laborexperimenten vor der schädlichen Wirkung von
Amyloidablagerungen, unterstützt ihren Abbau und verhindert Ablagerungen von
Amyloiden. ...