Im bereich der
Vorsorge kann der Mensch seinen Lebenstil und damit seinen "oxidativen
Stress" halbwegs vernünftig einschätzen. Ist er Raucher, Sportler,
Vegetarier? Ist er regelmäßig Abgasen ausgesetzt, arbeitet er oft am
Kopierer, lebt er "stressig", ist er häufig krank?
Bei den Antioxidantien-Präparaten (NEM) selbt ist eine Einschätzung
schon viel schwieriger. Wer die Inhaltsangaben der NEM nicht deuten
kann und/oder sich auf bunte Werbeaussagen verlässt - ist sowieso
verlassen. Dabei wäre eine grobe Einteilung nach Reduktionskraft
unerläßlich. Was nützt es einem, sich selbst als hoch belastet einzuschätzen,
wenn Marktprodukte über ihre tatsächliche Reduktionskapazität keinerlei
Aussage machen?
Man muß sich schon ziemlich auskennen, will man anhand der
Inhaltsangabe zumindest eine grobe Beurteilung vornehmen. Der HiLife
e.V. behilft sich mit einer groben Rasterung nach niedrig/mittel/hoch
dosiert entsprechend einer niedrigen/mittleren/hohen Belastung.
Im Bereich der Vorsorge ist eine grobe Einschätzung kein Beinbruch, denn
der Mensch schätzt sich in der Regel vernünftig ein und eine
Überdosierung - so die Nährstoffprotagonisten - ist nach bisherigem
Kenntnisstand nicht zu befürchten.
Andererseits bringen die Nährstoffgegner - teils recht hanebüchene -
Argumente, um die angebliche Bedenklichkeit von hoch dosierten
Antioxidantien zu belegen.
* Sieht man das Oxidations/Reduktionsverhältnis als Hinweis, dann ist
zumindest hier das Verhältnis 1 zu 400: auf ein oxidiertes kommen
400 reduzierte Gluthationmoleküle. Vereinfacht: Auf ein Oxidans
(Schadstoffteilchen) kämen 400 Antioxidantien (Vitamine usw.). Das
körpereigene Verhältnis von 1 Oxidans zu 400 Antioxidantien (Gluthation)
bestätigt das enorme Sicherheitsbedürfnis des Organismus.
* Zumindest rein theoretisch scheint eine "Überdosierung" mit
Antioxidantien, letzendlich freien Elektronen, die von sich aus kaum
reagieren, nicht möglich. Wenn sie nicht gebraucht werden, dann reagieren
sie auch nicht. Im Gegensatz zu Oxidantien bezw. Freien Radikalen, die
sehr reaktionsfreudig sind.
* Die Annahme, dass eine Überdosierung mit NEM in der Praxis kein
Thema ist, wird auch durch bekannte Daten gestützt. So sind bei den
meisten Vitaminen überhaupt keine Überdosierungen bekannt. Dort wo
sie bekannt sind wie z. B. Vitamin A, sind Mengen nötig, die der Mensch
normalerweise niemals zu sich nimmt - auch nicht mit NEM (üblich sind
5.000 bis 10.000 IE Vitamin A; ab 500.000 bis 1.000.000 IE wurden
Überdosierungserscheinungen bei Erwachsenen beobachtet). Sogar im
Falle einer - exotisch seltenen - Überdosierung reicht es die Zufuhr zu
stoppen.
Therapeutisch
Im therapeutischen Bereich wird die Sachlage noch etwas komplizierter,
weil man sowohl bezüglich Dosierung als auch der Art des Antioxidans
gezielt vorgehen muss. Wegen der teilweise extrem hohen Dosierung kann
es zu Nebenwirkungen kommen. (Siehe auch "Vitamine helfen heilen", van
Lunteren/Ehmann, Lebens-Baum Verlag).
Wie so oft, wenn wirtschaftliche Interessen letztlich hinter einem
argumentativen Schlagabtausch stehen, liegt die Wahrheit in der Mitte. In
der Tat ist es kaum möglich einzelne Nährstoffe wie Vitamin C in
gesundheitsgefährdenden Dosierungen zu sich zu nehmen. Andererseits ist
es jedoch auch nicht richtig, dass 15 - 20 Gramm Vitamin C täglich über
30 Jahre hinweg nur positive Effekte hätten.
Beide - Gegner wie Befürworter ven NEM - diskutieren jedoch an der
Sache vorbei. Denn bei allen Dosierungsbetrachtungen konzentrierte man
sich bisher auf die Einzelwirkung und/oder Toxizität einer Substanz
im pharmazeutischen Sinne. Es geht jedoch um die kumulative
Gesamtwirkung von hoch dosierten Mischungen und zwar im
Sinne einer möglicherweise überschießenden Wirkung.
Kann demnach ein Antioxidans zu stark sein?
Um seinen individuellen Bedarf abzuschätzen, wird man in der Regel das
"Pi-mal-Daumen-Verfahren" anwenden. Man schätzt seine Belastungen
ein (Raucher, Lackierer, Sportler, usw.) und ebenso die
Nahrungsgewohnheiten. Natürlicherhält man hierbei nur grobe Werte,
aber innerhalb eines recht breiten Rahmens kann man hierbei auf die
Püfferkapazität des Organismus verlassen. Im Klartext: Dass der Mensch
normalerweise viel zu wenig Antioxidantien zu sich nimmt, ist in
mehrfacher Hinsicht nachgewiesen. Dass es auch ein Zuviel
geben könnte, ist zwar wahrscheinlich, aber konkrete Zahlen existieren
(bisher) nicht. Auch bei noch so hoch dosierten "Multis" sind keine
Überdosierungen beobachtet worden.